23. SONNTAG im Jahreskreis
Evangelium: Markus 7,31-37
Es ist eine sehr poetisch-orientalische Sprache in der Jesaja, der große Prophet des Alten Testaments, zu dem Volk spricht. Er will dem Volk Mut machen: „Fasst wieder Mut! Habt keine Angst! Dort kommt euer Gott!“ Und was geschieht, wenn Gott kommt? Um dieses Geschehen zu beschreiben greift er zu wunderbaren Ereignissen in der Natur: In der Wüste entstehen Quellen... Bäche ergießen sich durch die Steppe... glühender Sand verwandelt sich zum Teich ... im dürren Land sprudeln Wasserquellen. Es ist wie sich neues Leben durchsetzt. Und das Leben der Menschen wird heiler: Blinde sehen wieder ...Taube hören.... Gelähmte können wieder gehen ... Stumme jubeln vor Freude. Das geschieht, wo Gott wirksam wird.
Erinnern Sie sich an die Szene im Evangelium, wo Johannes der Täufer im Gefängnis sitzt und ein paar seiner Leute zu Jesus schickt mit der Frage, ob er vielleicht der erwartete Retter ist. Jesus antwortet nicht mit „Ja“ oder „Nein“, sondern er zitiert gerade diese Worte des Propheten Jesaja: „Geht und berichtet Johannes, was ihr gesehen und gehört habt: Blinde sehen wieder, Lahme gehen, und Aussätzige werden rein; Taube hören, Tote stehen auf, und den Armen wird das Evangelium verkündet.“ Hiermit bestätigt Jesus, dass die Dinge, die der Prophet angekündigt hat, jetzt tatsächlich - in seinen Worten und Taten - Wirklichkeit werden. Und im heutigen Evangelium gibt er wieder ein Zeichen dafür: Mit der Kraft Gottes heilt er den Taubstummen, ermöglicht ihm neues Leben unter den Menschen.
Dieses „Seht, hier ist euer Gott!“ wird auf eine unerhörte Weise wahr in Jesus, in seinem Wirken. Mit Jesus ist nun diese Zeit Gottes, das Reich Gottes, gekommen. In der Geschichte der Menschen ist eine neue Zeit angebrochen: In Jesus greift Gott machtvoll ein. Die Wunderzeichen von Jesus sind eine tatkräftige Bestätigung vom dem, was Jesus mit Worten sagt: Gott ist nahe, das Reich Gottes ist angebrochen in und durch Jesus. Diese Wundererzählungen wollen uns also deutlich machen, dass Jesus wirklich der von Gott Gesandte ist und dass Gott zeigt, wie er zu uns steht: Ein Gott der will, dass wir leben.
Der Taubstumme des Evangeliums ist ein sprechendes Symbol unserer menschlichen Situation und die Leute sagen: „Er, Jesus, hat alles gut gemacht!“, so wie es auf der ersten Seite der Bibel heißt: „Und Gott sah, dass alles gut war!“
Wer sich also von Jesus angesprochen fühlt, von ihm berührt wird, spürt: da wird alles gut. Allerdings kann Gott nur dann wirken, wenn wir uns von ihm berühren lassen. Jesus sagt: „Öffne dich!“ - für Gott, für seine Anwesenheit in deinem Leben.
Der Evangelist erzählt mit der Heilung dieses Taubstummen keine Sensationsge-schichte, sondern ein Glaubensbekenntnis. Ich glaube an Jesus, den Gott gesandt hat, mit der Einladung mich für seine Wirklichkeit zu öffnen. Dadurch werde ich geheilt von einer nur auf mich selbst bezogenen, in mir selbst geschlossenen Existenz.
Hier wird uns die Bedeutung von Jesus, auch für uns heute, bewusst gemacht. Jesus zeigt uns einen liebenden, „menschenfreundlichen“ Gott, zu dem wir Vertrauen haben können, weil er unser Wohlsein will. Das tut gut! Fasst also Mut! Habt keine Angst! Gott will in dein Leben kommen, aus dir einen geheilten Menschen machen! Das ist die frohe Botschaft, die erfreuliche Zusage des heutigen Evangeliums. Effata! Öffne dich!